„Gott. Allmächtig!?“ - Reformationsgedenken in Eysölden am 31. Oktober

In diesem Jahr fand die dekanatsweite Reformationsveranstaltung in der Thomaskirche in Eysölden statt. Musikalisch ausgestaltet wurde der Abend durch Kirchenmusikdirektor Michael Haag und dem Bezirksposaunenchor unter der Leitung von Andreas Knollmeyer.

„Gott. Allmächtig!?“ unter diesem Titel stand der Vortrag von Univ. Prof. em. Dr. Dr. Werner Ritter aus Bayreuth, der als Gastredner zum Reformationsgedenken eingeladen war. Dr. Ritter nahm die Besucher mit auf eine Reise seiner Gedanken zur Allmacht Gottes. Bei all der Not und Gewalt, die in den Nachrichten zu sehen sind – wie können wir da heute noch an Gottes Allmacht glauben?

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächten…“ so ist es in unserem Glaubensbekenntnis fest verankert und Jahrhunderte lang haben Christen das bekannt und geglaubt. Die Allmacht Gottes wurde stark hervorgehoben. Doch es gab immer wieder auch Kritiker (z.B. Immanuel Kant, Leibnitz, Bonhoeffer). Bonhoeffer beschreibt: „Gott ist ohnmächtig und schwach und so ist er bei uns. Nur der leidende Gott kann uns helfen.“
Dr. Werner Ritter erläutert darauf hin, was in der Bibel zum Begriff „Allmacht“ zu finden ist, und er stellt fest, dass die Allmacht Gottes kein zentraler Begriff in der Bibel ist. Im Hebräischen gibt es kein Wort dafür. Menschen beschreiben Gott als „Mächtig, Kraftvoll, Schwer“. Sie machen aber auch die Erfahrung, dass Gott nicht hilft. Im Neuen Testament ist nur in der Offenbarung von Allmacht zu lesen. In Zeiten schwerer Christenverfolgung flehten die ersten Christen, dass Gott seine Allmacht zeigen soll.

Menschen machen unterschiedliche Erfahrungen mit Gott – in der Bibel und heute. Gott greift ein, aber manchmal auch nicht. Gott ist mächtig und ohnmächtig, er ist stark und schwach, offenbar und verborgen. Der Allmachts-Begriff ist ein subjektives Bekenntnis, keine Satzfeststellung. Was Gott am Ende sein wird, das wird sich zeigen.

Am Ende betont Dr. Ritter, dass wir mit dem Begriff „Allmacht“ sensibel und vorsichtig umgehen sollen und ihn nicht überbetonen. Es ist ein Bekenntnis. Gott hat gesamtbiblisch mit Macht zu tun, weil ein Gott völlig ohne Macht kein Gott ist. Ihn jedoch ausschließlich als ohnmächtig zu bezeichnen, scheitert an der Lebenswirklichkeit. Menschen erfahren Gott auch immer wieder als hilfreich und nah. Beides zusammen macht hilfreiche Rede von Gott aus. Und beides: ob er uns gnädig zugewandt ist oder ohnmächtig – haben wir als Menschen in der Hand. Denn – so ist es im 2. Buch Mose toll formuliert – „Ich werde da sein als der, der ich da sein werde.“

Dekanin Ingrid Gottwald-Weber und Ortspfarrer Oliver Schmidt bedankten sich herzlich beim Vortragenden und luden im Anschluss zu einem Empfang im Pfarrstadel ein.

 

 

Foto: Prof. Dr. Dr. Werner Ritter und Dekanin Ingrid Gottwald-Weber