Weißenburg

Dekanin Ingrid Gottwald-Weber
Bildrechte Ingrid Gottwald-Weber

Evang. Kirchengemeinden Weissenburg und Wülzburg

Dekanin Ingrid Gottwald-Weber
Pfarrer Alexander Reichelt
Pfarrerin Catharina Fenn
 

Pfarrgasse 5
91781 Weißenburg

Tel.: (09141) 9746-0
Fax: (09141) 9746-14

E-Mail: pfarramt.weissenburg@elkb.de

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Weißenburg
Bildrechte Helmut Minderlein

Die Stadtkirche St. Andreas zu Weißenburg in Bayern ist laut amtlicher Denkmalliste „zusammen mit dem Gotischen Rathaus und der Stadtbefestigung mit dem Ellinger Tor das wichtigste architektonische Zeugnis Weißenburgs aus der Reichsstadtzeit. Ihre Silhouette, bestehend aus dem markanten hohen Hallenchordach und dem Ostturm, bildet das fernwirksame Wahrzeichen der Stadt. Die Ansicht der Kirche im Hintergrund des Ellinger Tors gehört zu den beliebtesten und häufigsten gewählten Bildmotiven.“ Wo einst eine Kapelle des fränkischen Königshofes aus der Zeit Karls des Großen stand, errichtete man bis 1327 eine neue, dem Apostel Andreas gewidmete Pfarrkirche für die Stadt, welche die Martinskirche an der Stelle der Schranne ablöste. Das heutige Langhaus (Kirchenschiff) und der niedrige Nordturm stammen von diesem Kirchenbau. Reichsstädtisches Streben führte nur zwei Generationen später zur Idee eines leicht versetzten Neubaus, wovon aber nur der Hallenchor im Jahre 1425 realisiert werden konnte. Eine Finanzkrise 1481 verhinderte die Vollendung. So kam die Kirche zu ihrer heutigen interessanten Gestalt eben durch die Verbindung der neu geschaffenen Teile (spätgotischer Hallenchor und Ostturm, 65 Meter hoch, Türmerwohnung bewohnt bis 1929) mit dem alten Langhaus (dessen Mittelschiff freilich erst 1891 auf seine heutige „basilikale“ Höhe gebracht wurde). Das erklärt, warum das Langhaus zum Chor um einige Grade gedreht ist. Noch im selben 15. Jahrhundert wurde im Süden die zweigeschossige Michaelskapelle (heute als Taufkapelle genutzt) angebaut, von außen sichtbar durch das reich ausgeschmückte Brautportal. Dort findet sich auch in der Außenwand eine Weiheinschrift der hochgotischen Vorgängerkirche: „1327 dedicatum est hoc templum“ (1327 wurde diese Kirche geweiht). Gebaut ist die Kirche vermutlich aus Höttinger Sandstein, der ihr im Sommer ein selten so zu findendes, angenehmes Raumklima gibt – so, als würde die Kirche atmen.

Besteigt man den Ostturm, so hat man oben von der Türmerstube einen Blick weit ins Land hinaus, auf Weißenburg und auf den Martin-Luther-Platz, auf dem nun seit Oktober 2013 auch die von Hermann Gutmann der Kirchengemeinde gestiftete Statue des Reformators steht. Mit Blick zum Brautportal lädt sie die Passanten ein, inne zu halten über einem Jesuswort aus Matthäus 16, Vers 26: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“  Betritt man die Kirche gewöhnlich durch den südlichen Seiteneingang, so fällt der Blick durch den hellen, lichtdurchfluteten Raum auf den Hauptaltar, der vermutlich aus der Schule des Nürnberger Meisters Michael Wolgemut (um 1500) stammt. In der Mitte ist Andreas zu sehen, mit Buch und Gestik als der Apostel der Lehre dargestellt. Von links rahmen ihn Judas Thaddäus, der Evangelist Johannes, Petrus, von rechts Paulus, Jakobus der Ältere und Simon. Zwei weitere nicht mehr als solche genutzte Altäre im Chor zeigen Maria im Strahlenkranz sowie den heiligen Sebaldus (unter ihm in der Predella finden sich die Vierzehn Nothelfer); aus neuerer Zeit und von Weißenburger Künstlern stammen die Kreuzigungsgruppe im Nordturm und das Lesepult (Andreaskanzel), beide von Karl Hemmeter, und der Tischaltar für die sonntäglichen Gottesdienste, geschaffen von Hermann Sturm aus Gebälk des hochgotischen Dachstuhls. Von den Stücken der Schatzkammer ist besonders ein romanisches Altar- und Prozessionskreuz (zwischen 1182 und 1189; siehe Seite 43) zu nennen. Im nördlichen Seitenschiff erinnert das „Konfessionsbild“ an die Annahme der evangelischen Lehre durch die Weißenburger Bürgerschaft am 15. November 1530; zuvor hatte auf dem Reichstag zu Augsburg auch der Vertreter der Reichsstadt Weißenburg im Nordgau die Confessio Augustana, Protestnote und zugleich die Bekenntnisschrift der Evangelisch-Lutherischen Kirche, unterzeichnet. An jenem Tag hatten sich fast alle 454 erschienenen Bürger für die „neue“ Konfession entschieden. Das Konfessionsbild zeigt die wesentlichen Merkmale des evangelischen Glaubens und Gottesdienstes, es ist im Nachsatz dieses Buches vollständig abgebildet. Zwei Weißenburger Pfarrer beschreiben die besondere Ausstrahlung und Kraft ihrer Stadtkirche: „Die Weißenburger St. Andreaskirche ist mir über viele Jahre ans Herz gewachsen als ein Gotteshaus, das eindrückliche Geschichten erzählen kann über Gott und die Welt. Ihr Innenraum lässt mich jedes Mal neu ahnen: ich bin wieder zu mir gekommen und zudem auch spürbar demütiger gegenüber Gott und seiner wunderbaren Schöpfung.“ (Gerd Schamberger) – „Sie ist ein Raum, in dem sich seit Jahrhunderten bis heute Menschen einfinden, aufatmen, sich für Gott öffnen und getröstet und ermutigt werden.“ (Werner Gottwald)